Der CKD-assoziierte Pruritus (früher als urämischer Pruritus bezeichnet) kann schwerwiegende Folgen haben und wird mit verpassten Dialysesitzungen, einer erhöhen Mortalitätsrate bei Hämodialysepatienten und einer stärkeren Inanspruchnahme des Gesundheitswesens in Verbindung gebracht.1–3

Mortalität

Der CKD-assoziierte Pruritus ist mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko verbunden. In einer Studie mit über 1.700 chronischen Hämodialysepatienten wurde gezeigt, dass ein schwerer CKD-assoziierter Pruritus selbst nach Bereinigung um andere klinische Risikofaktoren ein unabhängiger prädiktiver Faktor für den Tod war (p = 0,0084).1

Der Zusammenhang zwischen CKD-assoziiertem Pruritus und Mortalität wurde auch in der DOPPS-Studie nachgewiesen, in der Patienten mit schwerem CKD-assoziierten Pruritus (extrem durch Juckreiz belastet) eine 59 % höhere Wahrscheinlichkeit aufwiesen, innerhalb der 18-monatigen Nachbeobachtungszeit zu versterben, als Patienten ohne Juckreiz. Nach Bereinigung wiesen die Patienten immer noch ein um 24 % höheres Sterberisiko auf als die Patienten ohne Juckreiz (Bereinigungen: Alter, Geschlecht, Dauer der terminalen Niereninsuffizienz, 15 Begleiterkrankungen, Gewicht nach der Dialyse, Albumin, Hämoglobin, Phosphor und Kathetereinsatz). Darüber hinaus hatten diese Patienten ein um 29 % höheres Risiko, an kardiovaskulären Ereignissen, und ein um 44 % höheres Risiko, an einer Infektion zu versterben, als Patienten ohne Juckreiz.3

Persönliche Erfahrung

Der CKD-assoziierte Pruritus wird häufig als schmerzhaft beschrieben, und der Juckreiz in bestimmten Arealen hält über längere Zeit an oder ist in manchen Fällen sogar dauerhaft vorhanden.

Eckhards Geschichte

Eckhard hat das Gefühl, dass sich niemand dafür interessiert, dass der CKD-aP bei ihm ständige Schmerzen und
Schlafprobleme verursacht. Dennoch gibt er die Hoffnung nicht auf, dass es in Zukunft eine Lösung geben wird.

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Extrem durch Juckreiz beeinträchtigte Patienten hatten eine höhere Sterblichkeitsrate als Patienten ohne Juckreiz, sowohl ursachenunabhängig als auch kardiovaskulär oder infektionsbedingt.3

Mit CKD-assoziiertem Pruritus einhergehende Begleiterkrankungen wurden ebenfalls mit einem erhöhten Sterberisiko bei Hämodialysepatienten in Verbindung gebracht.

Eine Analyse von 18.801 Hämodialyse-Patienten aus der DOPPS-Studie ergab, dass Patienten mit mittelschwerem bis schwerem CKD-assoziiertem Pruritus (mäßig bis extrem durch Juckreiz belastet) sich häufiger ausgelaugt fühlten und unter Schlafstörungen litten als Patienten mit leichtem/keinem CKD-assoziiertem Pruritus, was mit einem 17 % höheren Sterberisiko verbunden war (p < 0,0001).4

Der CKD-assoziierte Pruritus steht in Zusammenhang mit Depression, die ein gut untersuchter Risikofaktor für eine verkürzte Lebenserwartung und erhöhte Mortalität ist.5 Eine Metaanalyse zu Depression in der Allgemeinbevölkerung kam zu dem Ergebnis, dass Depression das Mortalitätsrisiko um mehr als 50 % gegenüber nicht von Depression betroffenen Personen erhöht.6

Hören Sie, was ein Experte sagt

In diesem Video erläutert ein führender Experte die weitreichenden Folgen des CKD-assoziierten Pruritus.

Patienten, die an CKD-assoziiertem Pruritus leiden, können mit tiefgreifenden, negativen Auswirkungen auf ihre Lebensqualität konfrontiert sein und eine Belastung für Gesundheitssysteme und Ärzte darstellen.

Wie wirkt sich der CKD-aP auf das Leben der Patienten aus?

Dr. Rastogi erläutert, dass der CKD-aP kein bloßer Juckreiz ist, sondern das physische und psychische Wohlbefinden der Patienten beeinträchtigt, da er mit depressiven Symptomen, schlechter Schlafqualität, vermehrten Krankenhausaufenthalten, verpassten Dialysesitzungen und sogar einer erhöhten Mortalität einhergeht, wie in der DOPPS-Studie nachgewiesen wurde.

Weitere Informationen über den Experten

Dr. Anjay Rastogi, MD, PhD

Dr. Rastogi ist Professor und Chefarzt der Nephrologie an der David Geffen School of Medicine am UCLA, Los Angeles, USA.

Als Leiter des klinischen Forschungsprogramms für Nephrologie ist Dr. Rastogi stolz darauf, den Patienten und ihren Angehörigen die beste umfassende und integrierte Versorgung bieten zu können.

Inanspruchnahme des Gesundheitswesens

Der CKD-assoziierte Pruritus kann bei Patienten, die sich einer Hämodialyse unterziehen, aus verschiedenen Gründen die Zahl der Krankenhausaufenthalte erhöhen. In der DOPPS-Studie war die Wahrscheinlichkeit von ursachenunabhängigen, kardiovaskulär bedingten sowie infektionsbedingten Hospitalisierungen bei Patienten mit sehr schwerem CKD-assoziierten Pruritus (extrem durch Juckreiz belastet) ∼ 20 % höher als bei denjenigen ohne Juckreiz.3

Um die Auswirkungen des CKD-assoziierten Pruritus auf die Inanspruchnahme von Ressourcen in Krankenhäusern zu beurteilen, führten Ramakrishnan K, et al. eine detaillierte retrospektive Analyse von 38.315 Hämodialysepatienten durch. Im Vergleich zu Patienten ohne Juckreiz wurde berichtet, dass Patienten mit sehr schwerem CKD-assoziiertem Pruritus (extrem durch Juckreiz belastet) tendenziell mehr Medikamente verbrauchten und vermehrt an Infektionen litten:2

a
Bakteriämie

34 % ggü. 27 %
p < 0,00012

a
Septikämie

8 % ggü. 6 %
p < 0,00012

en
Erythropoetin stimulierender
Wirkstoff

63.405,4 ggü. 53.397,1 Einheiten
 p < 0,00012

en
Eisen intravenös

247,6 ggü. 237,2 Einheiten
p < 0,03142

en
Antibiotika intravenös

20,7 % ggü. 14,1 %
p < 0,052

Verpasste Dialysesitzungen

Der CKD-assoziierte Pruritus kann auch zu einer erhöhten Belastung der Ressourcen im Gesundheitswesen beitragen. Ramakrishnan et al. berichteten, dass 1.991 Patienten mit sehr schwerem CKD-assoziiertem Pruritus (extrem durch Juckreiz belastet) im Durchschnitt 2,6 mehr Dialysesitzungen
pro Jahr verpassten als Patienten ohne Juckreiz.2  Darüber hinaus hatten Patienten in der DOPPS-Studie mit leichtem bis schwerem CKD-assoziiertem Pruritus (etwas bis sehr stark durch Juckreiz belastet) eine rund 20 % höhere Wahrscheinlichkeit, zwei oder mehr Dialysesitzungen innerhalb von 4 Monaten zu verpassen, als Patienten ohne Juckreiz.3

Frühes Erkennen und das Management des CKD-assoziierten Pruritus durch gemeinsame Teamverantwortung sind wichtige Bausteine für eine optimale Versorgung der Patienten.

Referenzen und Fußnoten
Referenzen:
  1. Narita I, Alchi B, Omori K, et al. Etiology and prognostic significance of severe uremic pruritus in chronic hemodialysis patients. Kidney Int. (2006);69(9):1626–1632.
  2. Ramakrishnan K, Bond TC, Claxton A, et al. Clinical characteristics and outcomes of end-stage renal disease patients with self-reported pruritus symptoms. Int J Nephrol Renovasc Dis. (2013);7:1–12.
  3. Sukul N, Karaboyas A, Csomor P, et al. Self-reported pruritus and clinical, dialysis-related, and patient-reported outcomes in hemodialysis patients. Kidney Medicine. (2020);3(1):42–53.e1.
  4. Pisoni R, Wikström B, Elder S, et al. Pruritus in haemodialysis patients: international results from the Dialysis Outcomes and Practice Patterns Study (DOPPS). Nephrol Dial Transplant. (2006);21:3495–3505.
  5. Gilman A, Sucha E, Kingsbury M, et al. Depression and mortality in a longitudinal study: 1952–2011. CMAJ. (2017);189(42):E1304–E1310.
  6. Cuijpers P, Vogelzangs N, Twisk J, et al. Comprehensive meta-analysis of excess mortality in depression in the general community versus patients with specific illnesses. Am J Psychiatry. (2014);171(4):453–62.
  7. Millington G, Collins A, Lovell C, et al. British Association of Dermatologists’ guidelines for the investigation and management of generalised pruritus in adults without an underlying dermatosis, 2018. Br J Dermatol. (2018);178(1):34–60.