Das Management des CKD-assoziierten Pruritus (früher als urämischer Pruritus bezeichnet) sollte ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung bei allen Patienten sein, die sich einer Hämodialyse unterziehen und an dieser Erkrankung leiden.1
Ein effektives Management des CKD-assoziierten Pruritus kann für die Patienten einen Unterschied machen.
Die Behandlung des CKD-assoziierten Pruritus kann eine Herausforderung sein – jedoch eine, die sich lohnt.
Der Behandlungsansatz sollte vielschichtig und auf die Ziele des jeweiligen Patienten zugeschnitten sein.1,2
Einer der ersten Schritte in der Behandlung des CKD-assoziierten Pruritus besteht in der Regel darin, eine adäquate Dialyse sicherzustellen, indem die Dialysedosis (Kt/V) erhöht, das Calcium-Phosphat-Gleichgewicht normalisiert und der PTH-Spiegel (Parathormon) korrekt eingestellt wird.1
Kt/V erhöhen
Es wird angenommen, dass diese Strategie die Konzentration pruritogener Substanzen im Körper verringert. Allerdings ist kein Kt/V-Zielwert verfügbar,
der als Orientierungshilfe bei der Therapie dienen könnte.1,3,4
Calcium-Phosphat-Gleichgewicht normalisieren
Die Einstellung des Phosphorspiegels wurde von 60 % der ärztlichen Direktoren in der DOPPS-Studie als wichtigste Behandlungsoption angesehen; Grund hierfür ist wahrscheinlich, dass Calcium- und Phosphorspiegel bei Dialysepatienten oft erhöht sind.2,5,6 Doch auch in diesem Fall sehen die Leitlinien keinen Zielwert für die Behandlung vor.1,3,4
PTH-Spiegel korrekt einstellen
PTH führt zu einer Reabsorption von Phosphor in den Nierentubuli und reguliert die Phosphorkonzentration im Blut. Bei Dialysepatienten, die unter Juckreiz leiden, werden häufig deutlich höhere PTH-Werte festgestellt als bei Patienten ohne Juckreiz.2,6
Trotz der oben genannten Begründungen reichen diese Behandlungsoptionen angesichts der multifaktoriellen Pathogenese des CKD-assoziierten Pruritus möglicherweise nicht aus. Eine multivariate Analyse von 6.256 Patienten aus der DOPPS-Studie fand keinen Zusammenhang zwischen CKD-assoziiertem Pruritus und Phosphor, Calcium, Calcium-Phosphor-Produkt, PTH oder Hämodiafiltration.5
Patientenmerkmale nach Grad, in dem die Patienten durch juckende Haut belastet werden
Nach: Rayner et al. 20175
Angaben als Mittelwert (SD), Median [Interquartilsabstand] oder Spaltenanteil.
aHämodiafiltration ohne USA und Kanada, da das Verfahren dort nicht angewendet wird (n = 6024).
Xerodermie tritt bei bis zu 85 % der Dialysepatienten auf und wird zwar nicht als Ursache des CKD-aP angenommen, trägt jedoch zu dessen Schwere bei.2
Die Evidenz spricht dafür, dass die Patienten zunächst mit Emollienzien behandelt werden sollten und zusätzlichen Therapien erwogen werden sollten, wenn der Pruritus weiterbesteht.1,2
Laut den Grundsätzen aus einem Positionspapier zur Behandlung der Xerodermie sind umso mehr Lipide nötig, je trockener die Haut ist (Schuppenbildung/Runzeln/Risse). Im Gegensatz dazu muss der Wassergehalt umso höher sein, je stärker die Haut entzündet ist (Erythem/Pruritus).7
Mortalität und Lebenserwartung sind zwar wichtige Aspekte, doch daneben schätzen die Patienten Maßnahmen, die ihre Lebensqualität verbessern, und hierbei insbesondere solche, die die mit der Behandlung einhergehenden Symptome lindern.4
Der CKD-assoziierte Pruritus geht mit belastenden Symptomen einher, die die Lebensqualität der Betroffenen stark vermindern können. Für die meisten Symptome und Nebenwirkungen fehlt es jedoch bislang an zugelassenen Therapien und es gibt kein Instrument zur Verlaufskontrolle der Symptome.4
Agarwal et al. führen aus, wie Erkenntnisse über die Pathophysiologie des CKD-assoziierten Pruritus in die Konzeption, Entwicklung und Zulassung einer Therapie zu dessen Linderung mündeten.4
Es wurde ein Algorithmus für Screening, Diagnose, Beurteilung und Behandlung des CKD-assoziierten Pruritus bei Hämodialysepatienten vorgeschlagen. In diesen Algorithmus fließen die Intensität des Juckreizes und dessen Auswirkungen auf die Lebensqualität des Patienten ein.4
*Treatment selection dependent on the availability of difelikefalin.
Zur Erkennung und Beurteilung des CKD-assoziierten Pruritus sollten die Patienten alle 3 Monate nach Juckreiz
gefragt und gebeten werden, die Intensität des Juckreizes auf der Worst Itch Intensity – Numerical Rating Scale
(WI-NRS) zu bewerten.
CKD-aP erkennen
In diesem Video wird beschrieben, wie der WI-RNS eingesetzt wird, um CKD-aP durch die Befragung der Patienten zu erkennen, den Schweregrad des Juckreizes zu beurteilen und anhand von Patientenprofilen die Auswirkungen auf die Lebensqualität der Patienten einzuschätzen.
Der CKD-assoziierte Pruritus kann lebensverändernde Folgen für Ihre Hämodialysepatienten haben.
Lassen Sie sie nicht im Stillen leiden.
- Millington G, Collins A, Lovell C, et al. British Association of Dermatologists’ guidelines for the investigation and management of generalised pruritus in adults without an underlying dermatosis, 2018. Br J Dermatol. (2018);178(1):34–60.
- Verduzco H, Shirazian S. CKD-associated pruritus: new insights into diagnosis, pathogenesis, and management. Kidney Int Rep. (2020);5(9):1387–1402.
- Osakwe N, Hashmi MF. Uremic pruritus evaluation and treatment. StatPearls [Internet]. Zuletzt aktualisiert: Februar 2023. Abrufbar unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK587340/. Zuletzt abgerufen: Juni 2023.
- Agarwal R, Burton J, Gallieni M, et al. Alleviating symptoms in patients undergoing long-term hemodialysis: a focus on chronic kidney disease-associated pruritus. Clin Kidney J. (2023);16(1):30–40.
- Rayner H, Larkina M, Wang M, et al. International comparisons of prevalence, awareness, and treatment of pruritus in people on hemodialysis. Clin J Am Soc Nephrol. (2017);12:2000–2007.
- Hu T, Wang B, Liao X, et al. Clinical features and risk factors of pruritus in patients with chronic renal failure. Exp Ther Med. (2019);18(2):964–971.
- Augustin M, Wilsmann-Theis D, Körber A, et al. Diagnosis and treatment of xerosis cutis - a position paper. J Dtsch Dermatol Ges. (2019);17 Suppl 7:3–33.